Sehnenscheidenentzündung mit angegriffener tiefer Beugesehne

Im August 2011 etwa bekam Antonio am linken Vorderbei, oberhalb des Fesselgelenks eine Schwellung, zunächst nur schwach, gelahmt hat er nicht. Auch druckempfindlich war er nicht. Ein paar Wochen später hatten wir hinten links ein ähnliches Problem, allerdings war die Schwellung wesentlich ausgeprägter und Antonio ging auch lahm.
Unser damaliger Tierarzt Dr. Keßler beschäftigt mehrere Tierärzte in seiner Praxis, so kam nicht er selbst, sondern ein anderer. Diagnose Sehnenscheidenentzündung am Hinterbein, vorne allerdings schmerzfrei, druckunempfindlich und nicht Behandlungsnotwendig. Vielleicht mal vertreten und eine Art Gallen, Flüssigkeitsansammlung. Ich sollte es beobachten, aber solange er nicht lahmt sei alles okay.
Für hinten bekam ich so ein grünes Gel (Gelbe Tube, Namen vergessen) und sollte eine Woche lang das Bein damit einschmieren und danach bandagieren. Außerdem sollte er diese eine Woche lang in der Box stehen bleiben und das Bein nicht belasten. Weil ich mir unsicher war was das vordere Bein anging habe ich bei diesem einfach das selbe gemacht. Nach der Woche wurde das hinter Bein noch ein mal kontrolliert, es war wieder dünn und schmerzunempfindlich. Vorne war nach wie vor noch leicht dick, aber schmerzfrei. So begannen wir wieder ganz normal mit dem Training.

Im Mai 2012 wollte ich vor Beginn der Wanderreitsaison noch ein mal einen anderen Doc auf das Vorderbein schauen lassen. Diesmal wurde auch endlich mal eine Beugeprobe gemacht.
Pferd leicht lahm, ich fragte nach einem Ultraschall, der Doc sagte allerdings er würde erstmal eine Woche mit Enelbin Umschlägen (warm) und kühlen im Wechsel versuchen und täglich Metacam ins Futter geben, da er nicht stark lahm war tippte er nur auf Sehnenreizung. Eine Woche später war das Bein dicker als zuvor. Aber der Doc hatte das Ultraschallgerät nicht mitgebracht. Etwas entnervt vom rumdoktern entschloss ich mich dazu direkt einen Ultraschall Termin in der Pferdeklinik Leichlingen zu machen, da der Doc bei einer weiteren Sehnengeschichte an unserem Stall zuvor schlechte Bilder geliefert hatte.

In Leichlingen wurde erneut eine Beugeprobe gemachte, Pferd stark lahm. Diagnose Sehnenscheidenentzündung, da diese schon so lange anzuhalten schien evtl. chronisch. Im Ultraschallbild sah man, dass die Tiefe Beugesehne im äußeren Bereich leicht angegriffen war, dies könne aber von der anhaltenden Sehnenscheidenentzündung kommen und müsste nach drei Wochen Boxenruhe noch ein mal kontrolliert werden, wenn das Bein abgeschwollen sei. Sie ließen Flüssigkeit aus der Sehnenscheide heraus und spritzten Entzündungshemmer hinein. Das Bein wurde Bandagiert, dies sollte aber nur einen Tag dran bleiben. Des weiteren stand kühlen an oberster Stelle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach den drei Wochen wurde erneut ein Ultraschall gemacht. Jetzt wo das Bein dünner war, konnte man im Ultraschallbild doch sehen, dass die Sehne weiter angegriffen war als zunächst gedacht. Nicht die typischen schwarten Löcher im Bild wie bei einem akuten Sehnenriss, aber äußerlich der Sehne diffuse Veränderungen, die auf eine sich auflösende Sehne hindeuteten, wahrscheinlich durch die andauernde Entzündung. Trotzdem sollte ich mit 1/2 h schritt pro Tag beginnen.

Da es schwierig war Antonio bei mir am Stall weiterhin in der Box zu lassen (Stallbesitzerin war das zu viel Arbeit, da unsere Pferde im Sommer eigentlich 24h draußen stehen und Antonio steht nicht gern allein im Stall) kam er zunächst mit nur 2 weiteren Pferden auf eine flache Wiese, da dies aber auch nicht lange möglich war, stand er recht schnell wieder mit allen anderen Pferden auf einer riesigen hügeligen Wiese. Keine optimale Gegebenheit, in dem Moment aber die einzige Lösung. Zum Glück ist die Herde ruhig.

Eine Freundin aus dem Stall besaß glücklicherweise ein Lasergerät so wie ein Mikrostromgerät. Beides soll den Körper dazu anregen sich um kaputte Zellen zu kümmern und fördert die Durchblutung. Des weiteren besorgte ich mir Back on Track Arbeitsgamaschen, die er mehrere Stunden täglich und vor allem bei unseren Spaziergängen trug um die Durchblutung zu fördern. Und wir sollten kühlen, kühlen, kühlen.

Glücklicherweise war Antonio in der ganzen Zeit extrem relaxed und ausgeglichen, vielleicht auch weil er nicht in die Box gesperrt wurde. Stunden langes kühlen war somit nur eine Frage der Technik und ließ mir dabei die Möglichkeit den Rest des Pferdes zu putzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tierärztin in der Klinik riet mir sowohl beim ersten, als auch beim zweiten Besuch, Antonio Eisen vorne drauf zu machen, am liebsten Eiereisen oder welche mit langen Stegen um das zu tiefe durchtreten der Fessel zu verhindern und die Sehne zu entlasten. Da ich aber überhaupt nicht begeistert bin von Eisen, mir überhaupt nicht vorstellen konnte wie das wirken sollte und mir die vielen Nachteile dieser bekannt sind entschloss ich mich gegen die Eisen. Denn Eisen verringern die Durchblutung und somit auch den Heilungsprozess. Und wenn das Pferd unter Eisen lahmfrei und besser läuft liegt es meist erst einmal daran, dass dem Pferd die Füße “einschlafen” bzw. die Nerven unter zu wenig Blutzufuhr taub werden. Aber das nur am Rande…

Statt dessen ließ meine Hufpflegerin die Trachten etwas länger, aber wirklich nur minimal, möglicherweise nur um mein Gefühl zu beruhigen. Außerdem beschaffte ich mir den Dallmer Clog Hufschuh, welcher ja auch wie ein Eisen hinten etwas weiter heraus steht, um ihn später beim erneuten antrainieren im Tiefen Boden zur Unterstützung nutzen zu können.

Nach weiteren sechs Wochen wurde ein erneutes Ultraschallbild gemacht. Die Sehne sah super aus, auch die Beugeprobe brachte ein positives Ergebnis. Wir durften wieder langsam mit der Arbeit beginnen.
Zunächst steigerte ich unsere tägliche halbe Stunde Schritt auf Asphalt bis hin zu einer Stunde, dann kamen 2 min trab auf hartem Boden hinzu und jede Woche 2 min trab mehr. Nach 4 Wochen nahm ich 2min trab auf weichem Boden (Halle) hinzu, auch hier jede Woche 2 min mehr. Als wir bei 16 min trab angekommen waren kam eine runde Galopp pro Woche hinzu. Bei der Arbeit trug Antonio immer die Back on Track Arbeitsgamaschen und nach der Arbeit wurde immer das Bein gekühlt. Anfangs dachte ich das würde ewig dauern, da wir aber unsere Arbeit hauptsächlich ins Gelände verschoben hatten und das Wetter in der Zeit meist trocken und sonnig war, kam es mir nicht so ewig vor.

Das Bein war in der ganzen Zeit noch leicht angeschwollen. Die Tierärztin sagte uns es würde wahrscheinlich immer etwas dicker bleiben da die Weichteile ausgeleiert sein und sich immer etwas Flüssigkeit dort ansammeln würde. Auch eine härtere, dicke Stelle an der Sehne würde bleiben, da dies Narbengewebe sei. Nach Bewegung wurde das Bein aber immer angenehm dünner. Jetzt ca. ein halbes Jahr später gibt es Tage an denen das Bein komplett dünn ist. Mittlerweile stehen wir an einem anderen Stall, dort steht Antonio Sommer wie Winter tagsüber auf Weide oder Paddock und nachts in seiner Box. Für den Fall der Fälle haben wir sowohl Kranken-Paddocks als auch -Weiden oder die Möglichkeit ihn innen zu lassen.

Ausritte bis hin zu drei Stunden haben wir schon wieder problemlos bewältigt, nächstes Frühjahr planen wir an ein paar schönen Wanderritten. Die Sehne hält!

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